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Hier finden Sie eine Auswahl an archivierten Mitteilungen.

08.12.2023

GfdS wählt »Krisenmodus« zum Wort des Jahres 2023

Weiterer Plätze belegen die Wörter »Antisemitismus« (2), »leseunfähig« (3), »KI-Boom« (4) und »Ampelzoff« (5).

(8. Dezember 2023) Das Wort des Jahres 2023 ist Krisenmodus. Diese Entscheidung traf eine Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden. — Krisen gab es schon immer. Aber in diesem Jahr scheinen die Krisen und ihre Bewältigung zu kulminieren. Um einen Satz des Vizekanzlers zu modifizieren: Wir sind umzingelt von Krisen. Noch nicht bewältigte Krisen wie Klimawandel, der Russland-Ukraine-Krieg oder die Energiekrise werden von neuen Krisen eingeholt. Nahostkrieg, Inflation und Schuldenkrise kamen nun hinzu und auch die Bildungskrise spitzte sich zu. Der Ausnahmezustand ist längst zum Dauerzustand geworden. Gefühle wie Unsicherheit, Ängste, Wut, Hilflosigkeit und Ohnmacht prägen den Alltag vieler Menschen. Zwischen Apathie und Alarmismus zu einem angemessenen Umgang mit den andauernden Ausnahmesituationen zu finden, fällt schwer. Linguistisch zu beobachten ist dies an einer zunehmenden sprachlichen Radikalisierung im öffentlichen Raum.

Alle Wörter des Jahres 2023:
1. Krisenmodus
2. Antisemitismus
3. leseunfähig
4. KI-Boom
5. Ampelzoff
6. hybride Kriegsführung
7. Migrationsbremse
8. Milliardenloch
9. Teilzeitgesellschaft
10. Kussskandal

Weitere Informationen: zur Pressemitteilung.

»Pushback« ist Unwort des Jahres 2021

Der Ausdruck beschönige einen Prozess der Abschiebung, der Menschen die Möglichkeit nehme, ihr Grundrecht auf Asyl wahrzunehmen, so die Jury.

(12. Januar 2022) Der Ausdruck Pushback stammt aus dem Englischen und bedeutet ›zurückdrängen, zurückschieben‹. Im Migrationsdiskurs bezeichnet das Wort die Praxis von Europas Grenztruppen, Flüchtende an der Grenze zurückzuweisen und am Grenzübertritt zu hindern. Die Jury kritisiert die Verwendung des Ausdrucks, weil mit ihm ein menschenfeindlicher Prozess beschönigt werde, der den Menschen auf der Flucht die Möglichkeit nehme, das Menschen- und Grundrecht auf Asyl wahrzunehmen. Den Flüchtenden werde somit ein faires Asylverfahren vorenthalten. Der Einsatz des Fremdwortes trage zur Verschleierung des Verstoßes gegen die Menschenrechte und das Grundrecht auf Asyl bei. Mit dem Gebrauch des Ausdrucks werde zudem die Gewalt und Folgen wie Tod, die mit dem Akt des Zurückdrängens von Migrant(inn)en verbunden sein können, verschwiegen. Die Jury kritisiert die in den Medien unreflektierte Nutzung dieses Wortes auch bei kritischen Stimmen. Zum zweiten Unwort wurde Sprachpolizei gekürt.

Weitere Informationen: zur Pressemitteilung der Jury.

Porträt Christina Siever mit Übersetzung Salo Muller - Bis heute Abend und sei schön brav
Foto: Torsten Siever; Gemälde im Hintergrund: Julia Siever

Übersetzung von Salo Mullers Erinnerungen erschienen

Im Bahoe Books Verlag sind Salo Mullers Erinnerungen unter dem Titel »Bis heute Abend … und sei schön brav!« in der deutschsprachigen Übersetzung von Christina Siever erschienen.

(14. Dezember 2021) »Bis heute Abend … und sei schön brav!«, das waren die letzten Worte, die der kleine Salo Muller im November 1942 von seiner Mutter gehört hatte. Seine jüdischen Eltern wurden an diesem Tag verhaftet und später nach Auschwitz deportiert, ihr Sohn jedoch wird von Walter Süskind gerettet. In seinen Erinnerungen erzählt Salo Muller, wie er als Waisenkind vom niederländischen Widerstand bis zum Kriegsende versteckt wurde und wie sein späteres Leben als Physiotherapeut bei Johan Cruyffs Ajax Amsterdam aussah.

Weitere Informationen: Buchinformationen beim Bahoe Books Verlag.

Frauenministerin Lambrecht lehnt Gendersternchen ab

Deutliche Worte von der Frauenministerin: Aus den Bundesbehörden sollen gendersensible Kurzformen mit Sternchen, Doppelpunkt oder Binnen-I verschwinden.

(6. Oktober 2021) Frauen- und Familienministerin Christine Lambrecht (SPD) spricht sich einem Zeitungsbericht zufolge dafür aus, dass Ministerien und Bundesbehörden auf das Gendersternchen verzichten. Sonderzeichen als Wortbestandteile in der offiziellen Kommunikation seien »nicht zu verwenden«, heißt es in der Neuen Osnabrücker Zeitung. Auch »von der abwechselnden Verwendung von männlicher und weiblicher Form« werde abgeraten. Mit Verweis auf den Rat für deutsche Rechtschreibung sagte die Ministerin, die Schreibungen seien rechtswidrig und womöglich nicht »allgemeinverständlich«. Stattdessen sollten neben der maskulinen Form »weibliche« oder geschlechtsneutrale Formen verwendet werden. Ein »pragmatischer Umgang« wird auch für zusammensetzte Wörter wie »Teilnehmerliste« angeregt. Allerdings sollte man hier eher auf »Teilnahmeliste« ausweichen. Auch bei »gemischten Gruppen« (NOZ) sei die ausschließliche Nennung von weiblicher und männlicher Form »grundsätzlich annehmbar«, da der Anteil anderer Personen »sehr gering ist«. Trotz Absage an ein generisches Maskulinum hat die Ministerin juristische oder abstrakte Personen wie »Arbeitgeber« von ihren Regeln ausgenommen.

Weitere Informationen: Neue Osnabrücker Zeitung.

NATOURALE AWARD CEREMONY 2020
Bild: correctura (Torsten Siever)

NATOURALE Film-Festival

Redaktionsarbeit für das Wiesbadener Film-Festival

(4. Februar 2021) Anders als 2018 durften wir 2020 die komplette Redaktionsarbeit und Werbung der NATOURALE betreuen (Programmheft, Web, Shop, Plakate, Poster, Portikus-Banner, Fahnen etc.). Durch die Corona-Pandemie mussten die Filmtage und Preisverleihung verlegt werden – in einen Film. Gehen Sie mit Tamina Kallert und ihren Gästen auf Spurensuche nach den Hessischen Löwen … viel Spaß!

Weitere Informationen: NATOURALE AWARD CEREMONY (YouTube).

Unwort(-Paar) des Jahres 2020

Rückführungspatenschaften und Corona-Diktatur sind die Unwörter des Jahres 2020

(12. Januar 2021) Rückführungspatenschaften sei zynisch und beschönigend, so die Jury. Der Ausdruck der Migrationspolitik der EU bezeichnet den neuen Mechanismus, dass Staaten, die sich weigern, Flüchtlinge aufzunehmen, ihrer »Solidarität« mit den anderen EU-Mitgliedern dadurch gerecht werden sollen, dass sie die Verantwortung für die Abschiebung abgelehnter Asylbewerber übernehmen. »Patenschaft« sei positiv besetzt und würde dem beschönigenden Wort »Rückführung« (für »Abschiebung«) etwas Gutes verleihen.
Der Ausdruck Corona-Diktatur stelle einen Widerspruch dar (in Diktaturen kann nicht demonstriert werden), verharmlose tatsächliche Diktaturen und verhöhne Menschen, die sich gegen diese wendeten.
Mit der erstmaligen Wahl eines Unwort-Paares nehme die Jury Rücksicht darauf, dass dieses Thema in der Öffentlichkeit wie in den Unwort-Einsendungen dominierte.

Weitere Informationen: zur Unwort-Pressemitteilung.

Duden schafft generisches Maskulinum ab

In der Online-Ausgabe des Duden wird nun explizit der Arzt als ›männliche Person‹ bezeichnet.

(10. Januar 2021) Die Duden-Redaktion sorgt derzeit für Gesprächsstoff: Sie schafft die maskulinen generischen Formen, die traditionell als neutrale Form für alle Geschlechter verwendet wird, ab und weist den maskulinen Formen ein männliches Geschlecht zu. Umfragen lassen diesen Schritt nicht unbedingt einleuchten, die Gesellschaft ist gespalten. Sprachwissenschaftlerin Ewa Trutkowski von der Freien Universität Bozen hat dazu eine eindeutige Position: »Das generische Maskulinum gehört einfach zur deutschen Sprache dazu. Von daher finde ich diese Neudefinition ziemlich problematisch.« Der Duden missbrauche seine Position. Kathrin Kunkel-Razum, Leiterin der Duden-Wörterbuchredaktion wiegelt ab: »Wir positionieren uns hier überhaupt nicht einseitig. Wir konkretisieren unsere Einträge im Online-Wörterbuch für männliche und weibliche Personenbezeichnungen.

Weitere Informationen: zur Meldung beim Deutschlandfunk.

»Corona-Pandemie« ist Wort des Jahres 2020

Keine Überraschung und mehr als nachvollziehbar: Der Ausdruck bezeichnet die schwierigste Krise seit dem 2. Weltkrieg.

(1. Dezember 2020) Das Wort des Jahres 2020, wie vielfach erwartet, ist Corona-Pandemie. Diese Entscheidung traf eine Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden. Die Zusammensetzung be­nennt das beherrschende Thema nahezu des gesamten Jahres. Als Wort des Jahres steht Corona-Pandemie nicht nur für die nach Ein­schätzung der Bundeskanzlerin ebenso wie vieler Fachleute schwerste Krise seit dem 2. Welt­krieg, sondern sprachlich auch für eine Vielzahl neuer Wortbil­dungen (Coronavirus, -krise, -zah­len, -jahr, Corona-Demo, -Hotspot, -Warn-App, coronabedingt, -geplagt …). Als weitere Wörter wurden gewählt: : 2. Lockdown, 3. Verschwörungserzählung, 4. Black Lives Matter, 5. AHA, 6. systemrelevant, 7.Triage, 8. Geisterspiele, 9. Gendersternchen, 10. »Bleiben Sie gesund!«.

Weitere Informationen: zur PM der Gesellschaft für deutsche Sprache.

Logo Genderator sowie Symbole für

Gendern: Hinweise zur geschlechtergerechten Sprache

correctura hat einen umfangreichen Artikel zum Thema gendergerechtes Schreiben veröffentlicht.

(30. September 2020) Gendergerecht schreiben: ja, aber wie? Wir erläutern die wichtigsten Termini zur Thematik, erklären, welche sprachlichen Varianten des Genderns es im Deutschen gibt und welches die Vor- und Nachteile der jeweiligen Schreibweisen sind. Die Wahl der gendergerechten Formulierung hängt von der Textsorte, vom Zielpublikum und von Vorgaben/Richtlinien ab. Je nachdem gilt es, der amtlichen Rechtschreibung zu entsprechen, oder aber es sollen Aspekte wie Ästhetik, Aussprache, Barrierefreiheit, Grammatikalität, Inklusion, Lesbarkeit, Präzision und Verständlichkeit beachtet werden. Der Beitrag bietet entsprechend eine Hilfestellung, die passende Genderform zu finden.

Weitere Informationen: Artikel zur geschlechtergerechten Sprache.

GfdS spricht sich gegen das Gendersternchen aus

Die Gesellschaft für deutsche Sprache begrüßt eine geschlechtergerechte Sprache, sieht diese aber eher in Form von Schrägstrich- und Paarschreibung.

(14. August 2020) Die Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden stellt in ihrer Pressemitteilung fest, dass »der Stern im Wort [...] weder mit der deutschen Grammatik noch mit den Regeln der Rechtschreibung konform [ist]. Das Nebeneinander des Gendersternchens und anderer Formen führt zu Uneinheitlichkeit und auch in Bezug auf die Sprechbarkeit gibt es gewisse Probleme.« Dennoch befürwortet die Gesellschaft »grundsätzlich eine diskriminierungsfreie Sprache, das sogenannte Gendersternchen (z. B. Leser*in) stellt aber aus sprachlicher Sicht kein geeignetes Mittel dar, um dieses Anliegen umzusetzen.« In den näheren Erläuterungen unter https://gfds.de/gendersternchen/ wird der Standpunkt begründet. Auch Alternativen werden ausführlich behandelt.

Weitere Informationen: Pressemitteilung und weiterführende Links zu den Bewertungen.