22/2020

Omelett(e)

Ein rundum gelungenes Omelette – guten Appetit!Gemeinhin schiebt man gefürchtete Arbeiten eher auf den 35. als auf den 30. Mai. Man tut dies – da sich endlich ein Termin für die Erledigung gefunden hat – mit großer Erleichterung, obwohl es die Logik besser weiß. In Erich Kästners Konrad reitet in die Südsee wäre dies jedoch fatal, denn hier gibt es den 35. Mai: An diesem Tag gehen Onkel Ringelhuth und Konrad durch den Wandschrank auf eine große Abenteuerreise: zur »Stadt der Zukunft« und »Verkehrten Welt« und ins »Schlaraffenland«, in dem es »Omeletten« gibt. Wer die Reihe der nichtexistenten Dinge unterbrochen sieht, lebt offensichtlich im Süden des deutschsprachigen Raumes. Wie in Konrads Welt der 35. Mai existiert, gibt es zahlreiche Wörter in manchen Regionen und in anderen nicht. Im Fall von Omelette ist dies aber diffiziler, da es in der Schweiz dem Lautwert nach ausgesprochen wird (also mit e am Ende), anders also als das französische Original. Im deutschsprachigen Norden isst man eher ein Omelett, wenn man nicht »zum Franzosen« geht, wobei hier auch das erste e oft nicht artikuliert wird ([ɔmlɛt]). Zudem kann man an verschiedenen Orten auch im wörtlichen Sinn anderes essen: Ein Omelett ist ein eilastiges dünnes Fladenbrot, während das dickere Pendant Pfannkuchen heißt (in Österreich auch noch Palatschinken etc.). In einer deutsch-schweizerischen Familie kann dies schon mal zu Verwirrungen führen – doch immer noch besser, als Peperoni zu verwechseln: Was in Teilen der Schweiz die süße Paprika bezeichnet, ist in anderen Regionen die scharfe Chilischote. (25. Mai 2020; Foto: RitaE)


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