24/2021

Gang und gäbe

Glas mit ausgeschütteten MünzenManche Dinge sind allgemein üblich, allgemein gebräuchlich oder auch – wie man so schön sagt: gang und gäbe. Landschaftlich begegnet man der Fügung ebenfalls in der doppelt umgelauteten Variante, also gäng und gäbe. Wenn wir uns die Etymologie betrachten, wird auch klar, warum diese umgelautete Variante existiert: Im Mittelhochdeutschen gab es das Wort genge, im Althochdeutschen gengi, was ›verbreitet, gewöhnlich‹ bedeutet, eigentlich wörtlich ›was gehen oder umlaufen kann‹. Gäbe bedeutet ›annehmbar, willkommen; lieb, gut‹ und ist zurückzuführen auf geben, wörtlich also ›was sich leicht geben lässt‹. Dies war ursprünglich auf die gängige Währung bezogen, dann auch auf übliche Handelsware, also auf alles, was sich im Umlauf befand. Wir sehen also, dass die Wendung ihren Ursprung in der Kaufmannssprache hat. Grammatisch gesehen handelt es sich um Verbaladjektive zu gehen und geben, weshalb die Schreibung gang und gebe gar nicht so abwegig wäre, doch sie ist nicht korrekt. Schließlich sei angemerkt, dass gang und gäbe nur prädikativ in Verbindung mit dem Verb sein verwendet werden kann. Eine Redewendung kann also zu einer bestimmten Zeit gang und gäbe sein, eine gang und gäbene Redewendung jedoch gibt es nicht. In diesem Fall sollte von einer gängigen, üblichen oder gebräuchlichen Redewendung gesprochen werden. Und apropos gängig: Wir hoffen, unsere Erklärungen in diesem Tipp waren eingängig. (14. Juni 2021; Foto: Olichel)


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