44/2020

Bis aufs i-Tüpfelchen genau

Der i-Punkt unter der LupeIn der Umgangssprache wird eher vom i-Tüpfelchen gesprochen, in Österreich vom i-Tüpferl und in der deutschsprachigen Schweiz vom i-Tüpfchen. Alle Varianten bezeichnen den standardsprachlichen i-Punkt oder in übertragener Bedeutung ›eine Sache, die zur Perfektion führt‹. Die Krux liegt natürlich im i – oder eben I. Formal wird ein Buchstabe im Alphabet großgeschrieben (das I wie das A). Ein großes I weist allerdings keinen Punkt auf, was die Schreibung I-Tüpfelchen logisch ausschließt. Und wer könnte schon etwas gegen Logik haben? Es gibt nämlich aus eben diesem Grund eine Ausnahme von der Großschreibregel: Wenn ein konkreter Buchstabe eines Wortes oder eine konkrete Form eines Buchstaben (I oder i) gemeint ist, dann wird dieser auch so geschrieben, wie er im Wort vorkommt oder realisiert ist: das a in Wal oder das Binnen-I in PolitikerIn. Da der Punkt vom i – und eben nicht vom I – gemeint ist, wird gemäß Duden (28. Aufl.) i-Punkt kleingeschrieben. So einfach ist das allerdings nicht, denn der Buchstabe I schließt als Oberbegriff die Realisierungsformen ⟨I⟩ und ⟨i⟩ ein. Selbstredend können wir das übertragen gemeinte i-Tüpfelchen nicht auslassen und nehmen es heute ganz genau: Für T-Träger kommt nur die Großschreibung infrage, weil die Form gemeint ist, die der kleine Bruder ⟨t⟩ nicht aufweist; Wahlfreiheit besteht wiederum bei s-förmig oder wegen Formgleichheit auch S-förmig; am besten schreibt man es aber klein, da es ein Adjektiv ist. (26. Oktober 2020; Illustration: Peggy und Marco Lachmann-Anke (mod.))


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