51/2020

Beamte ›gegen‹ Beamtin

Arbeit für die KriminalistikWer den Radio-Tatort »Erster Angriff« von Dirk Laucke gehört hat, könnte nicht nur über die unbekannte (weil fiktive) Kreisstadt Lörben gestolpert sein, sondern auch über eine sprachliche Variante. Einmal ist eine Beamte zu hören (5:18 min), andere Male ist von einer Beamtin die Rede. Da Dubletten bei femininen Personenbezeichnungen ziemlich selten sind (und oft stilistisch different: Friseurin/Friseuse), ist die Frage nach einer möglichen Variante berechtigt. Aufschluss gibt ein Blick auf die Wortbildung: Die Basis bildet natürlich das Amt, davon abgeleitet ist über (jmd.) be-amt-en das Partizip be-amt-et. Die geschlechterneutrale Partizipialform würde heute folglich Beamtete lauten – und so ist es in der Amtssprache auch der Fall (standardsprachlich nur Verbeamtete). Im Frühneuhochdeutschen kam der Bedeutung ›mit einem Amt betraut‹ die Form beam[p]t zu, sodass Beamte die substantivierte Form darstellt (vgl. Betraute). Aus nahhistorischer Sicht ist Beamte folglich geschlechtsneutral, die Form Beamtin also redundant, aber natürlich nicht »verboten«. Damit treffen in Lörben nicht nur Links- und Rechtsextreme aufeinander, sondern auch Gegenwart und Geschichte. (14. Dezember 2020; Foto: stux)


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