8/2021

Lieber Rat für deutsche Rechtschreibung,

Zielgruppen im (Schreib-)Wandelwenn Traditionsverlage wie De Gruyter Formen wie Linguist/-innen auf ihre Seite stellen, müssen wir dies aufgreifen. Natürlich soll es in diesem Tipp nicht dabei bleiben, nur die korrekte Form zu nennen, und schon gar nicht darum gehen, mit dem Zeigefinger auf eine Kommunikationsabteilung zu zeigen. Lässt sich doch mit diesem Beispiel die Frage aufwerfen, ob die ungrammatische Form Linguist*innen nun auf die bis dato richtige Schrägstrichschreibung einwirkt. Korrekt müsste es nämlich heißen: Linguisten/Linguistinnen oder als Kurzform Linguist(inn)en. Damit bleibt das Plural-Flexiv -en bei der maskulinen Form (und damit explizit auch der Linguist) erhalten.
Viel interessanter ist allerdings, dass die Website das Chaos abbildet, in das wir uns mit der (Sozial-)Geschlechterfindung begeben haben. Die engagierte Suche nach der »besseren« Form führt dazu, dass LinguistInnen auf derselben Seite steht wie Expert_innen, dass Germanisten unmittelbar neben Leserinnen und Leser gastiert und Helden links von Medienwissenschaftler/-innen posiert. Wer kann schon aktuell sagen, ob es sich bei Helden um ein letztes Aufbäumen des generischen Maskulinums handelt, ob nur männliche Helden behandelt werden oder Trans-Helden »mitgemeint« sind? Sagen kann man aber schon, dass innerhalb eines Unternehmens oder zumindest einer Website Einheitlichkeit herrschen sollte. Ach ja, die Adressierung in der Überschrift ist natürlich fiktiv, doch reift zunehmend der Wunsch nach einer Art Machtwort vom Rat – in welcher Richtung auch immer. (22. Februar 2021; Screenshot: correctura (Torsten Siever, De Gruyter))


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Der Tipp der Woche

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