29/2021

Gratin, das oder der?

Gratin mit Käse überbacken und daneben Garnitur mit frischen Tomaten und Kartoffeln und AubergineWie lautet der Fachbegriff in der Kochkunst für ein überbackenes Gericht? Gratin, klar, aber heißt es der Gratin oder das Gratin? Das Wort stammt aus dem Französischen, und zwar ist es vom Verb gratiner abgeleitet, das ›gratinieren‹ bedeutet, also im Sinne von ›überbacken, bis eine braune Kruste entsteht‹. Gratiner wiederum bedeutet ›am Rand des Kochtopfs festbacken‹, und dieses Wort ist abgeleitet von gratter, das ›abkratzen‹ bedeutet. Im Französischen selbst gibt es bekanntlich nur zwei Genera, nämlich das Femininum und das Maskulinum. Das grammatische Geschlecht des Gratins ist im Französischen le gratin, heißt es also folglich auch der Gratin im Deutschen? Im Duden steht schlicht das oder der, im Variantenwörterbuch des Deutschen findet man dazu dahingegen genauere Informationen: »In A und D Neutrum, in CH Maskulinum. Die maskuline Verwendung ist in D selten, die sächliche Verwendung ist in CH selten.« Gut möglich, dass das Maskulinum in der Deutschschweiz präsenter ist, da die französische Sprache durch die geografische Nähe gegenwärtiger ist als in Österreich oder Deutschland. Bei der Gratin handelt es sich um einen sogenannten Frequenzhelvetismus, was bedeutet, dass der Ausdruck in der Schweiz deutlich häufiger vorkommt als im restlichen deutschsprachigen Raum. (19. Juli 2021; Foto: RitaE)


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