33/2021

Einen Obolus für jeden »Obulus«

Bratspieße über Grillrost und darunter eine Sammlung von MünzenObolus wird so häufig falsch geschrieben, dass im Duden tatsächlich die falsche Form Obulus aufgeführt ist. Ursprünglich wurde damit eine kleine altgriechische Münze bezeichnet, heute ist es ein (eher bildungssprachlicher) Ausdruck für ›kleinerer Betrag‹ oder ›kleine Geldspende‹. Das Substantiv wird im Deutschen seit dem 18. Jahrhundert verwendet, man findet es häufig in den Wendungen einen Obolus entrichten oder gegen einen kleinen/geringen Obolus. Das Wort geht zurück auf das lateinische obolus, das wiederum auf das griechische Wort obolós zurückgeht. Dabei handelt es sich um eine mundartliche Form von obelós, was so viel wie ›(Brat-)Spieß‹ bedeutet. Es wird vermutet, dass die ersten Münzen dieser Art kleine, spitze Metallstücke waren, die einem Spieß glichen. Die Pluralform lautet übrigens wahlweise Obolus ohne Endung oder Obolusse, der Genitiv ist ebenfalls endungslos. Tja, und mit welcher Eselsbrücke kann man sich nun die Schreibung merken? Die ersten beiden Vokale sind so rund wie zwei Münzen und mit etwas Fantasie kann das u in der dritten Silbe als zwei verbundene Spieße interpretiert werden. Bekämen wir jedes Mal einen Obolus, wenn jemand Obulus schreibt, hätten wir sicherlich bald einen großen Geldbetrag zusammen und könnten unseren Beruf an den Spieß, ach nein, an den Nagel hängen. (16. August 2021; Foto: PublicDomainPictures und image4you)


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