45/2021

Kann man bei Lese|r/-in trennen?

TrennungDass mit den geschlechterkonformen Kurzformen eine grammatikalische Problematik einhergeht, haben wir an verschiedenen Stellen bereits behandelt. Allerdings gibt es durchaus auch eine orthografische, denn wie trennt man Wörter wie Leser*innen oder auch binär Leser/-innen an den kürzenden Stellen – also um das Sternchen und den Schrägstrich herum? Selbst in universitären Texten begegnet uns immer wieder Leser*|-innen oder Leser-|*innen. Dieser Fehler ist mit großer Wahrscheinlich eine Folge der neuen Aufteilung der Wörter durch das Sternchen. Vor allem durch die Pause, die bei der gesprochenen Genderlücke entsteht, wird dem Wort eine neue Silbenstruktur untergeschoben. Die Silbengrenze verläuft tatsächlich aber bei Le|se|rin anstatt bei *Leser|in (dies sind Teile der Wortstruktur). Der Stern macht also auch silbenseitig keine sonderlich gute Figur. Allerdings verhält es sich mit der traditionellen Kurzform nicht anders: Leser/-in weist vermeintlich die gleiche Struktur auf. Auch die sonst so erfolgversprechende Klammerschreibung hilft hier nicht weiter: Kann man wirklich hinter der 2. Silbe trennen? Lese|r/-in mit ignorierter maskuliner Form funktioniert prima, aber das Wort steht nun mal sowohl für die Lese|rin also auch für den *Lese|r und Letzterer dürfte sich beim Lesen ziemlich (falsch) gespalten fühlen. In solchen Fällen wählt man als für eine Trennung am besten die erste Silbe oder die vollständige Paarform, liebe Lese|rinnen und Leser. (08. November 2021; Foto: MasterTux)


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