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Tipp der Woche: 10 Wochen im Rückblick

Rechtschreibfehler oder Schreibvarianten? Oder nur eine stilistische Variante? Wir klären wöchentlich einen Zweifelsfall auf. – Sie haben eine Frage zur Orthografie? Schreiben Sie uns, gern mit Fotobeleg der Auffälligkeit, an info@correctura.com.

KW 40/2018

Dublette oder Duplikat?

Dolly: Dublikat oder Dublette?Dublette oder Duplikat? Wenn Sie denken: Das sind doch keine Schreibvarianten!, dann haben Sie im Grunde Recht: Doublette und Duplikat sind nicht Bruder und Schwester, und doch ist Doublette eine Halbschwester. Die Wörter weisen unterschiedliche Bedeutungen auf, bedeuten aber auch (!) dasselbe: ›Doppel; Abschrift‹. Es sind also partiell Synonyme, die aus unterschiedlichen Sprachen kommen: Der in Österreich und der Schweiz noch üblichen Schreibung Doublette kann man noch besser als der Dublette ansehen, dass das Wort aus dem Französischen entlehnt ist (frz. doublet, zu double ›doppelt; Doppelgänger‹); am Duplikat lässt sich schwächer am -at ablesen, dass es aus dem Lateinischen kommt: von lat. duplicatum ›zweifältig, verdoppelt‹. Interessant ist nicht nur, dass es im Deutschen Lehnwort-Synonyme aus unterschiedlichen Quellsprachen gibt. Spannend ist hier vor allem, dass beide auf dieselbe Quellsprache zurückgehen: lat. duplus ›doppelt‹ – bei der Dublette eben nur über einen französischen Umweg. (01. Oktober 2018)

KW 39/2018

Internet-Telefone

FotobeweisDie Apple-Fans freut es: Ein neues Smartphone kommt auf den Markt! Das iPhone® XS! Das Registered-Trade-Mark-Symbol macht deutlich: Es handelt sich um einen Eigennamen mit Binnengroßschreibung. Eigennamen können durchaus gegen Orthografienormen verstoßen. Neben der Eigenschreibweise ist zudem »I-Phone« korrekt. Das »I« kann sowohl für »Internet« als auch für »Information« stehen, »Phone« ist das englische Wort für »Telefon«. Das iPhone® XS ist also zu Deutsch ein extra kleines Internet-Telefon? Nun ja, klingt nicht ganz so hip wie das englische Original. Und extra klein ist es natürlich auch nicht, denn XS hat nichts mit der kleinen Konfektionsgröße zu tun. Das X steht für die römische Zahl 10, das S ist unklar. Beim iPhone 3GS stand das S laut Apple für ›speed‹ (Geschwindigkeit), bei den Folgemodellen wurde die Kennzeichnung nicht mehr erläutert. Es wird vermutet, dass das S im Falle des iPhone® XS für die 3D-Touch-Bedienung steht. (24. September 2018)

KW 38/2018

Renekloden oder Reineclauden?

FotobeweisEs ist Erntezeit, es gibt jetzt auch Edelpflaumen! Wer weiß, wie die Pflaumenart mit grünen Früchten genannt wird und weshalb? Richtig, »Reneklode«. Diese eingedeutschte Variante geht auf »Reineclaude« zurück, was auf Französisch »Königin Claude« heißt. Die Frucht ist also nach Claude de France (Claudia von Frankreich) benannt, der Ehefrau des französischen Königs Franz I. (1494–1547). Neben den beiden korrekten Varianten »Reneklode« und »Reineclaude« gibt es für diese Obstsorte auch den Ausdruck »Ringlotte«, der vor allem in Österreich verwendet wird. Im restlichen deutschsprachigen Raum gilt »Ringlotte« als landschaftlich. (17. September 2018)

KW 37/2018

Halligalli oder Hully-Gully?

Party mit Halligalli auch ohne Hully-GullyAuch der Spätsommer bietet noch ausgezeichnete Optionen für eine gelungene Hochzeit oder andere größere Party mit Halligalli. Gemeint ist mit Halligalli (zumindest in der heutigen Zeit und dieser Schreibform) ein ›fröhliches, lärmendes Treiben‹, wie es der Duden umschreibt – und mit dem Stempel »umgangssprachlich« klassifiziert. Die Herkunft geht auf eine ähnliche Umgangsform zurück: einen Tanz. Der Hully-Gully ist ein Modetanz der Sechzigerjahre gewesen, der dem Twist ähnlich gewesen sein soll. Auch als Fahrgeschäft hat der Name Karriere gemacht (auch als »Disco Fever« bekannt), und sogar ein Liedtitel hat sich die Ehre gegeben – in der originalen, englischen Schreibweise Hully-Gully – von Udo Jürgens (1964). Beim beliebten Spiel Halli Galli hat man sich für die eingedeutschte Schreibvariante entschieden. Da es sich um einen Eigennamen handelt, ist in diesem Fall auch die Getrenntschreibung korrekt. Ob Tanz oder Stimmung (oder Songtitel): Hully-Gully ist immer erlaubt, die Halligalli-Stimmung nur in der der deutschen Orthografie angepassten Schreibung. Für die Großparty ist das gleich, unterscheiden kann man dennoch: Halligalli dank Hully-Gully! (10. September 2018)

KW 36/2018

Frittierte Kartoffel

Das nachgestellte Adj. frites wird kleingeschriebenObwohl »Pommes« zu den beliebtesten Beilagen (und vermutlich auch Hauptgerichten) gehören, besteht immer noch Unklarheit bei der Schreibung. Ob Biergarten, Imbissstand oder Systemgastronomie: Die Schreibung Pommes Frites ist nicht selten zu finden. Dabei ist die Regel einfach: Ein nachgestelltes Adj. wird im Regelfall – wie ein vorangestelltes auch – kleingeschrieben. Es muss also geschrieben werden: Pommes frites oder eben auch frittierte Pommes. Vermutlich liegt die Ursache der Falschschreibung in der nicht-nativen Wortform frites. Sie ist aus dem Französischen übernommen worden und ist eine Pluralform des Partizips Perfekt (frit) zu frire ›braten, backen‹ – es sind ja mehrere Kartoffelstäbchen. Die nachgestellten Adjektive sind auf deutschen Speisekarten nicht selten: Panna cotta, Hähnchen süß-sauer oder Fischfilet, sautiert. Aber Vorsicht: Bei Schnitzel Wiener Art wird Wiener großgeschrieben, weil Adjektive nicht-abgeleiteter Eigennamen (Wiener, Schweizer) großgeschrieben werden – anders: abgeleitete wie ungarische Art oder hannoverscher Butterkeks. (03. September 2018; Foto: Torsten Siever)

KW 35/2018

Kaffee oder Café?

Kaffeebohnen im oberen Bild, im unteren Bild ist ein Café mit zwei Personen von oben abgebildetWas ist eigentlich der Unterschied zwischen »Café« und »Kaffee«? Richtig: Man kann in einem Café Kaffee trinken, aber nicht umgekehrt. Mit dem Wort »Café« wird eine Lokalität bezeichnet, in dem man Kaffee und andere Getränke trinken und Kleinigkeiten wie Kuchen essen kann. Ebenfalls mit »C« wird »Cafeteria« geschrieben, das aus dem spanischen »cafetería« (Kaffeegeschäft) über das Englische entlehnt wurde. »Kaffee« dahingegehn bezeichnet neben dem Getränk auch die Kaffeepflanze und verweist auf Kaffeemahlzeiten. »Kaffee« kann übrigens sowohl auf der ersten als auch auf der zweiten Silbe betont werden. (27. August 2018; Foto: Skitterphoto und Free-Photos)

KW 34/2018

oben genannt, obengenannt

FotobeweisHeißt es »oben erwähnt« oder »obenerwähnt«? Es kommt auf die Verwendung an: Wenn es als Adjektiv verwendet wird, kann getrennt oder zusammengeschrieben werden. So kann man vom »oben erwähnten Autor« oder von der »obenerwähnten Autorin« sprechen. Das gilt auch für »oben genannt/zitiert/stehend«: »Die oben genannte / obengenannte Wissenschaftlerin hat das oben zitierte / obenzitierte Buch scharf kritisiert.« Auch bei entsprechenden Substantivierungen hat man die Wahl zwischen Getrennt- oder Zusammenschreibung: »das Obenerwähnte / oben Erwähnte« oder »das Obengesagte / oben Gesagte«. Der Duden empfiehlt zwar hier die Zusammenschreibung, aber auch die Getrenntschreibung ist korrekt. Wenn aber »oben erwähnt« Teil des Prädikats ist, ist nur Getrenntschreibung möglich: »Wie bereits oben erwähnt [wurde], erntete das Buch starke Kritik.« (20. August 2018)

KW 33/2018

Es sei darauf hingewiesen ...

weißen vs. weisenHaben weisen und weißen etwas miteinander zu tun? Und ob: Sie weisen in der 2. und 3. Person Singular eine übereinstimmende Lautung auf: Sie weist [darauf hin], er weißt [die Wand]. Der Infinitiv, also die Nennform im Wörterbuch, verrät hierbei, wie sich das Verb schreibt: er weißt also wegen weißen mit ß, sie weist wegen weisen mit s. Mit wissen haben allerdings beide Wörter nichts zu tun: Hier bekommt nur die 2. Person, nicht jedoch die 3. Person Singular ein t: du weißt, aber sie weiß. Schon deshalb ist eine Schreibung wie *Er weißt darauf hin, dass … ausgeschlossen – auch wenn der hinweisende Autor etwas weiß. (13. August 2018; Screenshot: Torsten Siever)

KW 32/2018

tagelang oder Tage lang?

FotobeweisSchon tagelang hält die extreme Hitze dieses Sommers an! Bei »tagelang« handelt es sich um ein Adjektivkompositum, das aus einem Nomen und einem Adjektiv besteht, es wird folglich klein- und zusammengeschrieben. Groß- und getrenntgeschrieben wird dahingegen, wenn das Adjektiv »lang« näher bestimmt wird, und zwar durch »Tag« und zusätzlich ein Adjektiv oder Zahlwort: »Die Nerven lagen zwei Tage lang blank« oder »Der Einbrecher wurde viele Tage lang gesucht«. Die Regel gilt natürlich auch für analoge Fälle wie »stundenlang«, »wochenlang«, »monatelang«, »jahrelang« und auch für »seitenlang«: »ein seitenlanger Bericht« oder »ein vier Seiten langer Bericht«. (06. August 2018)

KW 31/2018

A-Dur oder a-Moll?

FotobeweisDur und Moll, die Bezeichnungen für die beiden Tongeschlechter, gibt es im Deutschen seit dem 16./17. Jahrhundert. Die Ausdrücke stammen von den lateinischen Adjektiven durus für ›hart‹ und mollus für ›weich‹ ab, weshalb man sie früher teilweise kleingeschrieben hat. Heutzutage können Dur und Moll als Substantive angesehen werden, weshalb sie auch großgeschrieben werden. Die Groß- oder Kleinschreibung einer bestimmten Tonart hängt wiederum vom Tongeschlecht ab: Alle Durtonarten werden mit einem großen, alle Molltonarten mit einem kleinen Buchstaben bezeichnet. Folglich heißt es auch in Komposita A-Dur-Tonleiter bzw. a-Moll-Tonleiter. Hier triumphiert also die Musik über die Orthografie. (30. Juli 2018)

KW 30/2018

»Weißt du, wie viel Sternlein stehen?«

Fotobeweis»Weißt du, wie viel Sternlein stehen?«, so heißt es im bekannten Liedtext. Doch wie heißt es im weniger lyrischen Alltag? »Weißt du, wie viel Kartoffeln wir noch haben?« oder »Weißt du, wie viele Gurken wir noch haben?« Beides ist korrekt, im Plural kann sowohl die Form mit als auch ohne Flexionsendung verwendet werden – mit Ausnahme des Genitivs. Dort muss viel flektiert werden: »Wie vieler Beispiele mag es wohl bedürfen, um diese Regel zu erläutern?« Unabhängig vom Numerus wird wie viel immer getrennt geschrieben: »Wie viel(e) Personen wissen wohl, wie viel das kostet?« (23. Juli 2018)

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