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Tipp der Woche: 10 Wochen im Rückblick

Rechtschreibfehler oder Schreibvarianten? Oder nur eine stilistische Variante? Wir klären wöchentlich einen Zweifelsfall auf. – Sie haben eine Frage zur Orthografie? Schreiben Sie uns, gern mit Fotobeleg der Auffälligkeit, an info@correctura.com.

KW 52/2017

piksen

Fotobeweis🎄🎄🎄 Vielerorts stehen jetzt schön geschmückte Weihnachtsbäume, auch Christbäume genannt. Was für ein Baum ist es denn? Eine Nordmanntanne, Blaufichte, Rotfichte, Nobilistanne oder Douglasie? Und welche davon pikst am wenigsten? »piksen« wird so häufig falsch (»pieksen«) geschrieben, dass der Duden diese Form sogar als falsche Schreibung aufführt.
Doch zurück zu den Bäumen: Dieser Weihnachtsbrauch stammt aus Deutschland und hat sich im 19. Jahrhundert in der ganzen Welt verbreitet. In rund 80 Prozent der Fälle wird in Deutschland übrigens eine Nordmanntanne bevorzugt, die weniger pikst als die Blaufichte. Letztere war allerdings die beliebteste Baumart von den 1960er- bis Mitte der 1970er-Jahre, davor dominierte die Rotfichte. In diesem Sinne: Fröhliche, nicht piksende Weihnachten und einen guten Rutsch ins 2018! 🎄🎄🎄 (25. Dezember 2017)

KW 51/2017

Der Dritte und der andere

FotobeweisDie Phrasen »der Dritte« und »der andere« werden mitunter synonym verwendet; dabei entspricht dies im Regelfall nicht dem Sachverhalt. Der Dritte ist eine Person, die relevant, aber nicht beteiligt ist, während der andere sehr wohl beteiligt ist: »Während der eine dem anderen ein Plätzchen stibitzte und sie darüber stritten, freute sich der Dritte und aß die übrigen Plätzchen auf.« Sowohl Dritten als auch anderen wünschen wir frohe Weihnachten und viele Plätzchen! (18. Dezember 2017)

KW 50/2017

quengeln

FotobeweisWer kleine Kinder hat, kennt sicherlich das Wort »quengeln«. Es bedeutet, dass Kinder (oder Erwachsene ;-) ) immer wieder mit Wünschen oder Klagen ungeduldig zu etwas drängen. Etymologisch stammt das Wort wahrscheinlich vom mittelhochdeutschen Wort »twengen« bzw. mittelniederdeutschen »dwengen« ab, was so viel wie »zwängen« oder »(be)drängen« bedeutet. Im Gegensatz zu »drängen« oder »drängeln« wir jedoch »quängeln« nicht mit »ä« geschrieben; korrekt ist nur »quengeln« und analog dazu »quengelig«. (11. Dezember 2017)

KW 49/2017

»Gesangverein« oder »Gesangsverein«?

FotobeweisIn der Adventszeit treten viele Gesangvereine auf und verbreiten festliche Stimmung. Gesangvereine oder Gesangsvereine? Beides ist korrekt und gebräuchlich! Doch wie sieht es mit anderen Komposita aus, die »Gesang« als Erstglied haben? Üblich ist »Gesangbuch« oder »gesangartig«. Bei »Gesang(s)lehrer(in)«, »Gesang(s)stück« und »Gesang(s)stunde« sind die Varianten mit und ohne Fugen-s zulässig und gebräuchlich. Fast ausschließlich mit Fugen-s werden die Komposita »Gesangssolistin« und »Gesangskunst« gebildet. (04. Dezember 2017)

KW 48/2017

-tägig vs. -täglich

FotobeweisHeißt es eigentlich 14-tägig oder 14-täglich? Es kommt darauf an, was gemeint ist: Eine vierzehntägige Vorlesung möchte vermutlich niemand, ebensowenig wie einen vierzehntäglichen Urlaub haben (wobei es natürlich darauf ankommt, wie lange der Urlaub dann dauert). Durch Komposita mit -tägig wird eine Dauer in der genannten Anzahl Tage ausgedrückt, während durch Komposita mit -täglich eine Wiederholung angezeigt wird (alle x Tage). Ein 14-täglicher Urlaub findet also alle 14 Tage statt. Schon ein schöner Gedanke. Doch wenn man Wochenenden als Urlaub betrachtet, hat man sogar 7-täglich einen 2-tägigen Urlaub. (27. November 2017)

KW 47/2017

Katalysator

FotobeweisWie schreibt sich die Vorrichtung in Kraftfahrzeugen, mit deren Hilfe das Abgas von umweltschädlichen Stoffen gereinigt wird? Katalisator oder Katalysator? Das Wort geht auf »Katalyse« zurück und wird folglich auch mit »y« geschrieben. Zudem versteht man unter »Katalysator« in der Chemie einen Stoff, der chemische Reaktionen herbeiführt oder beeinflusst, selbst aber unverändert bleibt. Im übertragenen Sinn wird auch eine Person oder eine Sache, die einen Vorgang beschleunigt, als »Katalysator« bezeichnet. (20. November 2017)

KW 46/2017

»High Heels«, »High Hills« oder »Highheels«?

FotobeweisHochhackige Schuhe heißen heutzutage nicht mehr »Stöckelschuhe«, angesagter ist der Anglizismus. Um aber richtig cool zu sein, sollte man auch noch wissen, wie der Ausdruck geschrieben wird. Eines vorweg: Schreibungen wie »Heill Hill« oder »High Hills« stehen nicht einmal als falsche Schreibungen im Duden. Korrekt sind vielmehr »High Heels« und auch »Highheels«, was zu Deutsch einfach »hohe Absätze« bedeutet. Aber warum eigentlich nicht »High-Heels«? Wird im Duden doch »Science-Fiction« neben der Schreibung »Sciencefiction« empfohlen. Ideen? Unter den korrekten Rückmeldungen verlosen wir wie immer ... nichts! ;-) (13. November 2017)

KW 45/2017

Status, Lapsus und Passus im Plural

FotobeweisAus dem Lateinunterricht haben einige vielleicht noch im Kopf: Wenn der Nominativ Singular auf -us endet, endet der entsprechende Plural auf -i, also beispielsweise »dominus – domini«. Lautet der Plural von »Status«, »Lapsus« oder »Passus« also auch auf -i? Nein. Denn während »dominus« zur sogenannten o-Deklination gehört (der Ablativ lautet »domino«), gehören die danach genannten Wörter zur u-Deklination, bei der der Ablativ auf -u endet. Der Nominativ Plural endet hier auf -ūs, die Endung ist also mit dem Singular identisch, nur wird das »u« lang ausgesprochen. Entsprechend wurde das Fremdwort ins Deutsche übernommen und die Pluralformen lauten folglich: »Status«, »Lapsus« und »Passus«, mit langem »u«. (06. November 2017)

KW 44/2017

Herbstzeit ... Zeit für ein Glas Tee

Entspannung beim Tee am Abend»... und übergießen Sie die Blätter mit einem Spritzer heißem Wasser.« Oder »... heißen Wassers«? Linguistinnen und Linguisten denken bei einer solchen Frage sogleich an das Beispiel, das in keinem Lehrbuch fehlt: »ein Glas guter Wein« oder »ein Glas guten Weins«? Gemein ist beidem, dass es sich um »Behälter-/Mengenbezeichungen« handelt. Und was richtig oder falsch ist, entscheidet vor allem die Wahl der Syntax: Wird der Genitiv verwendet, so ist »heißen Wassers« korrekt. Wird die Aussage über eine Apposition realisiert (also sowas wie der Dichter Goethe), ist »heißem Wasser« richtig. Bei der Apposition ist allerdings wichtig, dass Kongruenz mit dem Bezugswort besteht: Im vorliegenden Fall muss der Dativ stehen, da »mit« den Dativ »regiert« bzw. fordert. Bei Pluralformen führt übrigens meist nichts am Genitiv vorbei, wie die ungrammatischen Phrasen »*Spritzer heiße Wässer« oder »*Gläser gute Weine« zeigt. (30. Oktober 2017)

KW 43/2017

Heckmeck

Kein Häckmäck, sondern Heckmeck auf frag-mutti.deDa der Ausdruck Heckmeck umgangssprachlich ist und daher eher ausgesprochen als aufgeschrieben wird, ist bei der Frage nach der Schreibung die Etymologie eine gute Hilfe. Unvorteilhaft nur, dass zwar die Bedeutung des Wortes weithin bekannt ist (›unnötige Umstände; überflüssiges Gerede‹), kaum allerdings die Herkunft. Die Duden-Wörterbücher gehen davon aus, dass das Wort mit Hackemack und Hack und Mack ›Gehacktes und Durcheinandergemengtes‹ in Verbindung stehen oder es sich um eine Doppelform des Verbstamms zu meckern handelt (meckern > Gemecker > meck(meck) > Heckmeck). Häckmäck würde zwar besser zum älteren Hackmack passen, ist jedoch keine akzeptierte Schreibvariante, zumal heute die Nähe zu meckern stärker ist. (23. Oktober 2017; Screenshot: Torsten Siever)

KW 42/2017

Die Krux mit dem -in

Das ist auch keine Lösung ... ;-)Bei drei Fehlern in einer Wortkombination ist man fast geneigt, zynisch anzumerken, dass neben Haarprofis wohl auch ein(e) Rechtschreibexpertin/-experte gesucht wird. Zum ersten Fehler: Im geschriebenen Deutsch haben wir tatsächlich die Möglichkeit, Friseur/Friseurin auf Friseur/-in zu kürzen; allerdings muss das Getilgte/zu Ergänzende, hier Friseur, durch einen Bindestrich angezeigt werden. Der zweite Fehler besteht darin, dass sicherlich nicht nur mehrere weibliche Personen und ein männlicher Kollege gesucht werden, sondern auch mehrere Männer, also Friseure. Und da ist implizit der dritte Fehler enthalten, denn laut Duden ist die Auslassung der Endung (-e) explizit ausgeschlossen. Anders als bei Be- und Entsorgung dürfen einige Bestandteile (vermutlich sind Flexionsendungen gemeint) nicht alleine stehen. Die eigentlich gemeinte Form Friseure/-innen ist also nicht möglich. Wenn es dennoch kürzer sein muss, kann man ausweichen auf die bereits oben realisierte Klammerschreibung – allerdings ist dies im konkreten Fall kaum lesbar: Friseur(inn)e(n). Folglich kann in diesem Fall nicht ohne Verletzung des Regelwerks gekürzt werden: Friseure/Friseurinnen gesucht wäre korrekt. Ganz abgesehen davon müsste in der Folgezeile ebenfalls gegendert werden, was uns zum nächsten Problem führt: Meister/-innen und Gesell(inn)en. (16. Oktober 2017; Foto: Torsten Siever)

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