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Tipp der Woche: 10 Wochen im Rückblick

Rechtschreibfehler oder Schreibvarianten? Oder nur eine stilistische Variante? Wir klären wöchentlich einen Zweifelsfall auf. – Sie haben eine Frage zur Orthografie? Schreiben Sie uns, gern mit Fotobeleg der Auffälligkeit, an info@correctura.com.

KW 42/2017

Die Krux mit dem -in

Das ist auch keine Lösung ... ;-)Bei drei Fehlern in einer Wortkombination ist man fast geneigt, zynisch anzumerken, dass neben Haarprofis wohl auch ein(e) Rechtschreibexpertin/-experte gesucht wird. Zum ersten Fehler: Im geschriebenen Deutsch haben wir tatsächlich die Möglichkeit, Friseur/Friseurin auf Friseur/-in zu kürzen; allerdings muss das Getilgte/zu Ergänzende, hier Friseur, durch einen Bindestrich angezeigt werden. Der zweite Fehler besteht darin, dass sicherlich nicht nur mehrere weibliche Personen und ein männlicher Kollege gesucht werden, sondern auch mehrere Männer, also Friseure. Und da ist implizit der dritte Fehler enthalten, denn laut Duden ist die Auslassung der Endung (-e) explizit ausgeschlossen. Anders als bei Be- und Entsorgung dürfen einige Bestandteile (vermutlich sind Flexionsendungen gemeint) nicht alleine stehen. Die eigentlich gemeinte Form Friseure/-innen ist also nicht möglich. Wenn es dennoch kürzer sein muss, kann man ausweichen auf die bereits oben realisierte Klammerschreibung – allerdings ist dies im konkreten Fall kaum lesbar: Friseur(inn)e(n). Folglich kann in diesem Fall nicht ohne Verletzung des Regelwerks gekürzt werden: Friseure/Friseurinnen gesucht wäre korrekt. Ganz abgesehen davon müsste in der Folgezeile ebenfalls gegendert werden, was uns zum nächsten Problem führt: Meister/-innen und Gesell(inn)en. (16. Oktober 2017; Foto: Torsten Siever)

KW 41/2017

staubgesaugt oder gestaubsaugt?

Heute schon gestaubsaugt?Herbst – das bedeutet für viele Tee, Kekse, Sofa, Kuscheldecke. Also nach dem Sommer erst einmal wieder sorgfältig Staub saugen oder staubsaugen. Was in der gesprochenen Sprache keinen Unterschied macht, ist in der geschriebenen ein Problem, spätestens beim Partizip: Sie haben im Herbst bestimmt auch schon gestaubsaugt, Staub gesaugt oder staubgesaugt! Während die ersten beiden mögliche Formen darstellen, ist letzteres ein Fehler. Denkstütze gewünscht? Staub ist eigenständig, das komplexe Verb lediglich ›zusammengewachsen‹ (univerbiert). Man kann einen bestimmten, also den Staub saugen, was Zusammenschreibung ausschließt; also wird auch das Partizip entsprechend nur mit dem Stamm saug gebildet. Anders bei Zusammenschreibung, also eine Tätigkeit ohne einen bestimmbaren Staub: Hier wird aus dem zusammengeschriebenen bzw. ›ganzen‹ Wort das Partizip gebildet.
In die Mitte rutscht das ge übrigens nur bei Partikelverben, bei denen nicht immer zusammengeschrieben wird. So ist bei abwarten die Partikel ab bei etwa Er wartet ab abgetrennt; auch beim Partizip wird die Partikel (gedanklich) ›abgetrennt‹, also zwischen Partikel und Verbstamm eingeschoben (abgewartet).
Beim zu-Infinitiv ist es übrigens identisch: um Staub zu saugen oder um zu staubsaugen bzw. abzutrennen. (09. Oktober 2017)

KW 40/2017

Scheinbar oder anscheinend?

Anscheinend ein UrlaubsfliegerHerbstferien und kein Platz mehr im Flugzeug vor Montag! »Egal, dann bin ich am 1. Schultag halt anscheinend krank!« Was das Kind hier nonchalant als Ausweg vorschlägt, ist nur scheinbar in Ordnung. Der Schulschwänzer müsste unabhängig von der rechtlichen Situation scheinbar wählen, denn anscheinend wäre korrekt, wenn es den äußeren Anschein hat und tatsächlich der Wirklichkeit entspricht. Dies ist aber nicht der Fall, denn es hätte zwar den Anschein, dass er krank wäre, doch befindet er sich tatsächlich kerngesund im Flieger. Ein schönes Beispiel, was die korrekte Wahl verdeutlich: Die Zeit stand scheinbar still. Auch hier unterscheidet sich der Anschein von der Wirklichkeit. Zur Rechtschreibung: [anscheint] ist eine ökonomische Kurzform der gesprochenen Sprache und nur scheinbar eine korrekte Variante in der geschriebenen – anscheint hat nur etwas mit Ferien (und zwar mit Sonne) zu tun. (02. Oktober 2017)

KW 39/2017

dahin gehend oder dahingehend?

Wie schreiben?Die Lehrerin äußerte sich dahin gehend, dass ein geringes Interesse an Rechtschreibung der Sprachbildung nicht zuträglich sei. Zudem äußerte sie sich dahingehend, dass heutzutage die Wahrscheinlichkeit größer ist, korrekt zu schreiben, da oftmals – wie auch bei »dahin gehend« oder »dahingehend« – sowohl die Zusammen- als auch die Getrenntschreibung korrekt ist. (25. September 2017)

KW 38/2017

Burn-out oder Burnout? Hoffentlich keins von beiden!

Fotobeweis»Burn-out« ist eine Krankheit des 21. Jahrhunderts. Im Jahr 2009 stand das Wort erstmals im Rechtschreib-Duden. Neben der Schreibung mit Bindestrich ist auch die ohne, also »Burnout« eine korrekte Variante. Während »das Burn-out« eine Kurzform von »das Burn-out-Syndrom« ist, also einem Syndrom des Ausgebranntseins, der völligen psychischen und körperlichen Erschöpfung, versteht man unter »der Burn-out« eine Person, die die Symptome eines Burn-outs zeigt. (18. September 2017)

KW 37/2017

»Zürcher« oder »Züricher«?

FotobeweisDas Zürcher Knabenschießen, das aktuell stattfindet, ist ebenso eine zürcherische Spezialität wie das bekannte Zürcher Geschnetzelte. Das von »Zürich« abgeleitete indeklinable Adjektiv wird stets großgeschrieben und tritt in der Schweiz selbst nur mit getilgtem »i« auf, so heißt es beispielsweise »Neue Zürcher Zeitung«. Daneben ist aber ebenfalls die Form »Züricher« korrekt. Der Schweizer Dichter Gottfried Keller hat eine Sammlung von Erzählungen geschrieben, die »Züricher Novellen«. Für Basel gilt übrigens dasselbe: Die Schweizer sprechen zwar ausschließlich von »Basler Leckerli« oder der »Basler Fasnacht«, korrekt ist aber auch hier die Form »Baseler«. Und wer schon immer wissen wollte, was eigentlich der Unterschied zwischen Zürchern und Baslern ist: Während das kleingeschriebene deklinierbare Adjektiv »zürcherisch« analog zu »Zürcher« auch eine korrekte Variante »züricherisch« hat, existiert neben »baslerisch« keine Variante »baselerisch«. (11. September 2017)

KW 36/2017

zustande oder zu Stande?

FotobeweisMontags fragt man sich oft, was man wohl in der vor sich liegenden Woche zustande bringen wird. Der Duden empfiehlt die Zusammenschreibung von »zustande«, ebenso korrekt ist aber die Schreibung »zu Stande«. Folgt allerdings ein Verb, wird dieses stets abgetrennt: »zustande bringen/kommen« oder »zu Stande bringen/kommen«. (04. September 2017)

KW 35/2017

andererseits, andrerseits oder anderseits?

FotobeweisWer »einerseits« sagt, muss auch »andererseits« sagen! Oder andrerseits? Oder anderseits? Alle Varianten sind korrekt, doch wie immer gilt: Hat man sich in einem Text für eine Variante entschieden, sollte man konsequent dabei bleiben. Ein häufiger Fehler ist zudem, dass ein »einerseits« verwendet wird, aber kein »andererseits« (oder auch umgekehrt). Da es sich jedoch um ›zwei Seiten einer Medaille‹ handelt, sollten »einerseits – andererseits« stets gemeinsam auftreten. In einem Textverarbeitungsprogramm kann man nach »seits« suchen: Dort müsste eine gerade Anzahl an Treffern angezeigt werden bzw. sollten sich die beiden Wörter abwechseln. (28. August 2017)

KW 34/2017

Ghetto oder Getto?

FotobeweisWie schreibt sich das Wort, mit dem man ursprünglich ein abgesondertes (jüdisches) Wohnviertel bezeichnet oder heute auch einen Stadtteil, in dem diskriminierte Minderheiten, Menschen mit Migrationshintergrund oder auch privilegierte Bevölkerungsschichten zusammenleben? »Getto« oder »Ghetto«, beides ist korrekt, genauso wie »Ghettoblaster« und »Gettoblaster«. (21. August 2017)

KW 33/2017

knipsen

FotobeweisDas Verb »knipsen« hat verschiedene Bedeutungen, beispielsweise ›einen Schalter betätigen zum Ein- oder Ausschalten‹, ›eine Fahrkarte lochen‹, oder ›(amateurhaft) fotografieren‹. Geschrieben wird es aber immer gleich, nämlich nur mit einem »p«. (14. August 2017)

KW 32/2017

numerisch oder nummerisch?

Schreibt man »numerisch« mit einem oder zwei »m«? Beides ist korrekt! Die Variante mit einem »m« wurde im 18. Jahrhundert vom lateinischen Wort »numericus« abgeleitet, die Variante mit zwei »m« dahingegen wurde später zu »Nummer« gebildet und entspricht damit dem Stammprinzip, wird aber dennoch seltener verwendet als die ältere Schreibweise. (07. August 2017)

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