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Tipp der Woche: 10 Wochen im Rückblick

Rechtschreibfehler oder Schreibvarianten? Oder nur eine stilistische Variante? Wir klären wöchentlich einen Zweifelsfall auf. – Sie haben eine Frage zur Orthografie? Schreiben Sie uns, gern mit Fotobeleg der Auffälligkeit, an info@correctura.com.

KW 32/2017

numerisch oder nummerisch?

Schreibt man »numerisch« mit einem oder zwei »m«? Beides ist korrekt! Die Variante mit einem »m« wurde im 18. Jahrhundert vom lateinischen Wort »numericus« abgeleitet, die Variante mit zwei »m« dahingegen wurde später zu »Nummer« gebildet und entspricht damit dem Stammprinzip, wird aber dennoch seltener verwendet als die ältere Schreibweise. (07. August 2017)

KW 31/2017

Grammatisch oder grammatikalisch korrekt?

FotobeweisTexte müssen nicht nur orthografisch, sondern auch grammatisch korrekt sein. Oder grammatikalisch korrekt? Worin besteht der Unterschied zwischen »grammatisch« und »grammatikalisch«? Beide Wörter sind korrekt und haben dieselbe Bedeutung. Allerdings wird in der Fachsprache ausschließlich »grammatisch« verwendet und auch in der Allgemeinsprache ist »grammatikalisch« die seltener gebrauchte Form. Während das Adjektiv heutzutage einerseits ›die Grammatik betreffend‹ und andererseits ›der Grammatik gemäß‹ bedeutet, hieß das zugrundeliegende griechische Wort »grammatikós« ursprünglich ›des Lesens und Schreibens kundig‹. (31. Juli 2017)

KW 30/2017

Chritina

FotobeweisManche Fehler entstehen, weil schlicht das Wissen fehlt, wie etwas korrekt geschrieben wird. Und manche Fehler entstehen aufgrund von Unachtsamkeit – sie könnten folglich mit etwas Fürsorge vermieden werden. In den meisten Fällen hilft in diesem Fall die Rechtschreibprüfung in Textverarbeitungsprogrammen. Aber Achtung: Der Rechtschreibprüfung blind zu vertrauen wäre ebenfalls fatal. Einige Tippfehler werden von der Rechtschreibprüfung nicht erkannt und teils werden für korrekt geschriebene Wörter falsche »korrekte Schreibweisen« angegeben. Um einen fehlerfreien Text zu erhalten, sind also dennoch stets zwei bis vier achtsame Augen sehr hilfreich. ::-) (24. Juli 2017)

KW 29/2017

zugrunde vs. zu Grunde

»zugrunde« oder »zu Grunde«? Beides ist korrekt. Wenn darauf ein Verb folgt, schreibt man immer getrennt: »zugrunde/zu Grunde gehen, legen, liegen, richten«. Wenn allerdings ein Partizip folgt, kann wahlweise getrennt oder zusammengeschrieben werden. Folglich gibt es dann hier drei verschiedene Möglichkeiten: »Die 1) zugrunde liegende oder 2) zu Grunde liegende oder 3) zugrundeliegende Regel.« (17. Juli 2017)

KW 28/2017

Eszett: GROẞ und klein

FotobeweisBis vor Kurzem galt die Regel: Bei der Verwendung von Großbuchstaben wird das Eszett durch SS ersetzt, da es das ß nur als Kleinbuchstabe gab. Bereits 1879 wurde vorgeschlagen, das Eszett als Großbuchstaben einzuführen. Erst Anfang 2008 wurde das große Eszett als neues Zeichen in den Unicode-Standard aufgenommen (U+1E9E) und seit dem 29. Juni 2017 ist das große ẞ nun auch in der deutschen Rechtschreibung zugelassen. Neu kann also neben STRASSE auch STRAẞE geschrieben werden.
Doch wann verwendet man das Eszett überhaupt? Die Regel ist einfach zu merken: Eszett steht nach langem Vokal oder Diphthong: »Straße« und »Fleiß« vs. »Tasse«. Nur wenn kein Eszett-Zeichen verfügbar ist, darf als Ersatz ein Doppel-S verwendet werden. In der Schweiz jedoch wird das Eszett grundsätzlich immer durch Doppel-S ersetzt. Doch bei Eigennamen wird das Eszett stets erhalten, auch in fremdsprachigen oder Schweizer Texten. (10. Juli 2017)

KW 27/2017

Majonäse, Ketschup, Wandalismus

Mayonnaise, Majonäse, Majo und KetchupMajonäse, Ketschup, Wandalismus. Richtig, oder? Nein, denn zum 29. Juni 2017 wurde das amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung aktualisiert. In der dritten Reform innerhalb eines Jahrzehnts hat der Rat für deutsche Rechtschreibung aufgeräumt: Einige bislang noch zulässige Varianten wurden gestrichen. Dazu gehören Anschovis, Frotté, Komplice, Majonäse, Wandalismus oder Ketschup – also vor allem Fremdwörter. Neu zugelassen sind dafür einige Bindestrichschreibungen, etwa im Fall von Ex-Regierungschef oder Co-Trainer. Relevant für die Entscheidungen war der Schreibgebrauch. (03. Juli 2017)

KW 26/2017

partiell und parziell?

FotobeweisEs heißt substanziell, potenziell, sequenziell und folglich also auch parziell? Sieht nicht richtig aus? Ist es auch nicht. Zwar sind bei den Formen substantiell, potentiell, sequentiell mit der Rechtschreibreform auch die Varianten mit z zugelassen worden. Allerdings wurde damit die Schreibung transparenter gemacht, da das Stammprinzip Anwendung gefunden hat: Substanz > substanziell, Potenz > potenziell. Und damit ist auch schon die Antwort gegeben: Zu partiell existiert keine Substantivstammform Parz. Es zeigt sich also, dass sich die Ablehnung der Schreibung nicht mit der Herkunft begründen lässt: partiell ist zwar aus dem Französischen (partiel) entlehnt worden. Doch auch potentiell ist über frz. potentiel in die deutsche Sprache eingegangen. Dass sich die Schreibung mit t nicht generell – wo möglich – durchgesetzt hat, ist nicht unbegründet: Neben Potenz gibt es auch das Adjektiv potent. Dennoch ist die z-Schreibung sinnvoll: sequent ist im Duden als veraltet markiert, substant existiert gar nicht. (26. Juni 2017)

KW 25/2017

Im Mondschein oder im Mondenschein?

FotobeweisIm Mondschein oder im Mondenschein? Komposita mit dem Erstglied »Mond« werden zumeist ohne Fugenelement gebildet: »Mondfinsternis«, »Mondfleck«, »Mondflug«, »Mondgestein« etc. Trotzdem trifft man Bildungen wie »Mondenschein« oder »Mondesglanz«. Es handelt sich hier um eine Frage des Stils; die Bildungen mit Fugenelement entstammen älteren und meist literarischen Texten, es sind also gehobene bzw. dichterische Varianten. (19. Juni 2017)

KW 24/2017

abergläubisch oder abergläubig?

FotobeweisManche Leute sind gläubig, andere ungläubig – und andere auch abergläubig. Wer aber im Aberglauben befangen ist, der wird heutzutage eher als »abergläubisch« bezeichnet. Dennoch ist auch die seltener gebrauchte Form »abergläubig« korrekt. Und für die nicht-abergläubische Leserschaft hier noch der Hinweis: Schwarze Katzen, die von rechts nach links gehen, bringen Glück – auch am Freitag, den 13.! 🍀 (12. Juni 2017)

KW 23/2017

Heilig: groß oder klein?

FotobeweisMit Pfingsten assoziieren heutzutage viele einfach arbeitsfrei und es ist sogar teils unbekannt, dass Pfingsten das Fest der Ausgießung des »Heiligen Geistes« ist. Adjektive werden großgeschrieben, wenn es sich um einen Bestandteil eines Namens, um Titel und Ehrenbezeichnungen, Amtsbezeichnungen oder besondere Kalendertage handelt. Zudem können Adjektive, die mit einem Substantiv zusammen ein Idiom bilden, ebenfalls großgeschrieben werden: »der Heilige Abend«, »die Heilige Familie«, »die Heiligen Drei Könige«, »das Heilige Land«, »die Heilige Schrift«. In allen anderen Fällen wird kleingeschrieben: »ein heiliger Mensch«, »die heiligen Gesänge«, »eine heilige Zahl«, »eine heilige Pflicht«, »das ist mein heiliger Ernst«. Auch bei konkreten Heiligen wird das Adjektiv kleingeschrieben: »der heilige Antonius/Sebastian«. Beim »Heiligen Krieg« empfiehlt der Duden die Großschreibung, korrekt ist aber auch »der heilige Krieg«. (05. Juni 2017)

KW 22/2017

planschen oder plantschen?

FotobeweisEndlich ist es wieder sommerlich warm und die Kinder können wieder planschen! Oder auch plantschen! Das Wort »plan(t)schen« geht – wie auch das Verb »plätschern« – auf das lautnachahmende »platschen« zurück, das im 15. Jahrhundert »platsch machen« bedeutete, also das Geräusch des Aufpralls auf Wasser versprachlichte. »plantschen« ist folglich die ältere Form, die noch stärker an »platschen« angelehnt ist, »planschen« die neuere Variante, die auch vom Duden präferiert wird. Korrekt sind jedoch sowohl »planschen« als auch »plantschen«. — Und jetzt hinein ins kühle Nass! (29. Mai 2017)

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