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Tipp der Woche: 10 Wochen im Rückblick

Rechtschreibfehler oder Schreibvarianten? Oder nur eine stilistische Variante? Wir klären wöchentlich einen Zweifelsfall auf. – Sie haben eine Frage zur Orthografie? Schreiben Sie uns, gern mit Fotobeleg der Auffälligkeit, an info@correctura.com.

KW 22/2017

planschen oder plantschen?

FotobeweisEndlich ist es wieder sommerlich warm und die Kinder können wieder planschen! Oder auch plantschen! Das Wort »plan(t)schen« geht – wie auch das Verb »plätschern« – auf das lautnachahmende »platschen« zurück, das im 15. Jahrhundert »platsch machen« bedeutete, also das Geräusch des Aufpralls auf Wasser versprachlichte. »plantschen« ist folglich die ältere Form, die noch stärker an »platschen« angelehnt ist, »planschen« die neuere Variante, die auch vom Duden präferiert wird. Korrekt sind jedoch sowohl »planschen« als auch »plantschen«. — Und jetzt hinein ins kühle Nass! (29. Mai 2017)

KW 21/2017

relaxed

FotobeweisDas Wochenende, an dem man so schön entspannen konnte, ist leider schon wieder vorüber. Neudeutsch heißt diese Tätigkeit natürlich »relaxen«, doch wie lautet das dazugehörige Adjektiv? Sowohl »relaxed« als auch »relaxt« sind korrekt, allerdings nur in der prädikativen Verwendung: »Ich war gestern total relaxed/relaxt.« Dass es zwei verschiedene Formen dafür gibt, rührt daher, dass das Adjektiv »relaxed« (das englische Partizip von to relax) im Deutschen früher üblich wurde als das Verb »relaxen«. Die Form wurde aus dem Englischen unverändert übernommen und erst mit der Einführung des Verbs und des dazugehörigen Partizips kam später auch die Form »relaxt« hinzu. Während der Duden für das Adjektiv in prädikativer Verwendung die Form »relaxed« empfiehlt, ist diese in attributiver Verwendung nicht erlaubt. Hier muss zwingend die t-Schreibung erfolgen: »Die relaxten Frösche verbrachten einen schönen Sonntag.« (22. Mai 2017)

KW 20/2017

stattdessen/statt dessen

Fotobeweis»stattdessen« und »statt dessen«, beides ist korrekt in der deutschen Sprache, aber wann wird welche Form gebraucht? Hier hilft die sogenannte Ersatzprobe weiter. Die zusammengeschriebene Variante – die übrigens weitaus häufiger vorkommt – ist dann korrekt, wenn man das Wort durch »dafür« ersetzen kann: »Das Buch wurde nicht auf Papier gedruckt, stattdessen (= dafür) steht es online zum Download zur Verfügung.« Die Wörter »statt dessen« dahingegen können durch »für den/das« ersetzt werden: »Der Kindergartenleiter ließ sich wegen Krankheit entschuldigen. Statt dessen (= für den) erschien eine Erzieherin zum Elternabend.« Aber aufgepasst, dreht man den Satz, dann heißt es wiederum: »Der Kindergartenleiter konnte nicht zum Elternabend erscheinen, stattdessen (= dafür) schickt er eine Erzieherin.« (15. Mai 2017)

KW 19/2017

Tatar

Fotobeweis»Tartar« ist im Duden als falsche Schreibung für »Tatar« verzeichnet. Man versteht darunter sowohl Angehörige einer bestimmten in Russland beheimateten Bevölkerungsgruppe als auch das nach ihnen benannte Gericht aus rohem Rindfleisch. Es gibt allerdings auch eine dickflüssige kalte Sauce aus Maynonnaise, vermischt mit Gewürzgurken, Schalotten, Petersile und Kapern, die sich »Tartarsauce« oder »Sauce tartar« nennt. Doch woher kommt das »r«? Die Tataren wurden einst als »Tartaren« bezeichnet, denn man verballhornte die Eigenbezeichnung des Volkes, indem man sie etymologisch auf das griechische Wort »Tartaros« zurückführte; die Tataren wurden somit zu denjenigen, die aus der Hölle kommen. Tartarsauce, das sei abschließend erwähnt, ist übrigens ein Helvetismus, in Deutschland kennt man die Sauce unter dem Namen »Remoulade«. (08. Mai 2017)

KW 18/2017

Schrit(t)tempo

Stammschreibg ignoriert: Schritt-tempoWas haben Schifffahrt, Betttuch und Schritttempo gemeinsam? Bei der alten Rechtschreibung existierte die Regel, Buchstabenhäufungen zu vermeiden, indem der dritte Buchstabe getilgt wurde: Schiffahrt, Bettuch und Schrittempo. Das Stammprinzip, das bei Stange/Stängel (statt früher Stengel) Anwendung findet, gilt auch für die Wortbildung resp. Zusammenschreibung, bei der jeder Bestandteil die eigene Schreibung beibehält. Zur besseren Lesbarkeit lässt sich die Häufung – wie generell zur Erhöhung der Transparenz hinsichtlich der Bildung – durch einen Bindstrich aufbrechen. Bei Tee-Ei ist diese Schreibung sogar trotz aller Kürze geboten (Teeei). (01. Mai 2017; Foto: Torsten Siever)

KW 17/2017

tschüs oder tschüss?

FotobeweisWie sagt man eigentlich zum Abschied? Heißt es »Tschüss«, »Tschüs«, »tschüss« oder »tschüs« sagen? Alle vier Varianten sind korrekt! Vom Duden bevorzugt werden jedoch die beiden großgeschriebenen Formen. Das Wort stammt übrigens aus dem Niederdeutschen (adjüs) und geht auf das spanische »adiós« (zu Gott) zurück. (24. April 2017)

KW 16/2017

»hart gekocht« oder »hartgekocht«?

FotobeweisAn Ostern werden gerne gefärbte, hart gekochte Eier gegessen! Korrekt ist nicht nur die Schreibung »hart gekocht«, sondern auch »hartgekocht«, wobei allerdings vom Duden die Getrenntschreibung empfohlen wird. Die Regel dazu lautet, dass, wenn in einer Wortgruppe mit Verb der erste Bestandteil ein einfaches Adjektiv ist, das das Ergebnis der im Verb genannten Tätigkeit bezeichnet, ist sowohl Getrennt- als auch Zusammenschreibung möglich. Es heißt also analog auch »hart gebrannter oder hartgebrannter Ziegel« sowie »hart gefrorener oder hartgefrorener Schnee«. In diesem Sinne: Frohes Ostereiertitschen mit bunt bemalten oder buntbemalten Eiern! (17. April 2017)

KW 15/2017

»selbstständig« oder »selbständig«?

FotobeweisWenn man selbstständig ist, macht man alles selbst und ständig, wie der Name schon sagt. Fügt man die beiden Wörter »selbst« und »ständig« zusammen, erhält man das Adjektiv »selbstständig«. Neben dieser heutzutage bevorzugten Schreibweise ist aber ebenfalls die alte Variante »selbständig« noch korrekt.


(10. April 2017)

KW 14/2017

»Start-up« oder »Startup«?

FotobeweisDamit ein Start-up erfolgreich sein kann, benötigen die Gründerinnen und Gründer ein gewisses Know-how. So manch einer mag sich nun fragen: Wenn ja die Form »Knowhow« neben »Know-how« auch korrekt ist, kann man dann auch »Startup« schreiben? Im Duden ist bislang nur die Form »Start-up« aufgeführt. Wir sehen an diesem Beispiel, wie Fremdwörter – hier: Anglizismen – in einer anderen Sprache hinsichtlich der Schreibung heimisch werden. Zunächst wird noch eng ans Original angelehnt geschrieben, mit Bindestrich jedoch, wie es im Deutschen korrekt ist; später wird auch die Zusammenschreibung üblich. Bei »Knowhow« ist dies bereits geschehen, bei »Start-up« dürfte dies in näherer Zukunft auch der Fall sein. (03. April 2017)

KW 13/2017

hundertprozentig, 100-prozentig, 100 %ig, 100%ig

FotobeweisBei manchen Dingen ist man sich hundertprozentig sicher, bei anderen nicht so ganz. Wie wird zum Beispiel »hundertprozentig« geschrieben, wenn man die Ziffer 100 verwenden möchte? Es gibt zwei Möglichkeiten; einmal wird das Prozentzeichen ausgeschrieben, einmal nicht: 1) 100-prozentig und 2) 100%ig/100 %ig. Im ersten Fall muss ein Bindestrich gesetzt werden, da Zusammensetzungen mit einzelnen Buchstaben oder Ziffern immer mit Bindestrich verbunden werden. Im zweiten Fall wird laut dem Rechtschreib-Duden kein Leerzeichen verwendet, im Duden-Universalwörterbuch findet sich zudem die Variante 100 %ig. Mit Leerzeichen geschrieben werden muss auf jeden Fall, wenn man die Prozentangabe »100 %" macht. Hier empfiehlt es sich, ein (typografisch korrekt: schmales) geschütztes Leerzeichen zu setzen, damit nicht versehentlich ein Umbruch an dieser Stelle im Text auftritt. Übrigens: Man kann sich sogar mehr als hundertprozentig sicher sein, nämlich hundertfünfzigprozentig oder gar tausendprozentig! Diese Wörter werden umgangssprachlich in der Bedeutung »sehr stark ausgeprägt«, »äußerst groß«, »übertrieben« oder »fanatisch« verwendet. (27. März 2017)

KW 12/2017

bestmöglich

FotobeweisDas Wort »möglich« ist ein Adjektiv, der Komparativ davon wird aber praktisch nicht gebraucht. Die Bildung des Superlativs »möglichst« dahingegen ist üblich, wobei »möglichst« nicht attributiv verwendet werden kann. Der Superlativ kann zudem nicht mit dem Superlativ eines Adjektivs verbunden werden. Es heißt also nicht »Der schnellstmöglichste Weg zum Bahnhof«, sondern »Der schnellstmögliche Weg zum Bahnhof.« Der Fehler wird so häufig gemacht, dass im Duden sogar »bestmöglichst« als falsche Form für »bestmöglich« aufgeführt wird. (20. März 2017)

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