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Tipp der Woche: 10 Wochen im Rückblick

Rechtschreibfehler oder Schreibvarianten? Oder nur eine stilistische Variante? Wir klären wöchentlich einen Zweifelsfall auf. – Sie haben eine Frage zur Orthografie? Schreiben Sie uns, gern mit Fotobeleg der Auffälligkeit, an info@correctura.com.

KW 12/2017

bestmöglich

FotobeweisDas Wort »möglich« ist ein Adjektiv, der Komparativ davon wird aber praktisch nicht gebraucht. Die Bildung des Superlativs »möglichst« dahingegen ist üblich, wobei »möglichst« nicht attributiv verwendet werden kann. Der Superlativ kann zudem nicht mit dem Superlativ eines Adjektivs verbunden werden. Es heißt also nicht »Der schnellstmöglichste Weg zum Bahnhof«, sondern »Der schnellstmögliche Weg zum Bahnhof.« Der Fehler wird so häufig gemacht, dass im Duden sogar »bestmöglichst« als falsche Form für »bestmöglich« aufgeführt wird. (20. März 2017)

KW 11/2017

gespalten oder gespaltet?

FotobeweisWie lautet das Partizip Perfekt des Verbs »spalten«? Manch einer ist bei der Antwort vielleicht zwiegespalten und denkt: »gespaltet« oder »gespalten«? Beide Formen sind korrekt. Es gibt zwei Formen, da es sich bei »spalten« ursprünglich um ein starkes Verb handelte, die Ablautreihe lautete einst: »spalten, spielt, gespalten«. Heute lautet die Präteritumsform »spaltete«, und so kam auch das Partizip »gespaltet« hinzu. Insgesamt wird aber die Form »gespalten« häufiger gebraucht, insbesondere im adjektivischen Gebrauch: »Die gespaltene Türkei ist auch für Europa fatal.« Die Wahl hat man übrigens auch beim Partizip Perfekt der Verben »abspalten«, »aufspalten« sowie »zerspalten«. Wer aber »zwiegespalten« ist, kann niemals »zwiegespaltet« sein. (13. März 2017)

KW 10/2017

»Oktogon« oder »Oktagon«?

Fotobeweis»Pentagon« liest man ständig, denn so heißt das nach seiner Form benannte neuntgrößte Gebäude der Welt. Wie aber nennt man ein Gebäude mit achteckigem Grundriss? »Oktagon« oder »Oktogon« – beides ist korrekt. Wann man dieses Wort braucht? Vielleicht, wenn man mal von einem Kind gefragt wird, welche Form das Stoppschild hat, und nicht nur »Achteck« antworten möchte. (06. März 2017)

KW 9/2017

Getrennt- oder Zusammenschreibung von »zu-Infinitiven«

Immer wieder stelle ich fest, dass Unsicherheiten bezüglich der Getrennt- oder Zusammenschreibung von Infinitiven mit »zu« bestehen. Die Regel ist jedoch relativ einfach. Betrachten wir das Beispiel »zusammenschreiben« (in einem Wort schreiben) vs. »zusammen schreiben« (gemeinsam etwas schreiben):
1) Wenn die Grundform zusammengeschrieben wird, so schreibt man auch den Infinitiv mit «zu» zusammen: »Der Duden empfiehlt, bestimmte Wörter zusammenzuschreiben, die Getrenntschreibung ist jedoch oftmals auch korrekt.«
2) Schreibt man die Grundform getrennt, wird auch der Infinitiv mit »zu« getrennt geschrieben: »Jan und ich haben uns entschieden, das Buch zusammen zu schreiben.« (27. Februar 2017)

KW 8/2017

»O-Saft«, »OʼSaft« oder »Oʼsaft«?

Ein O'Saft ist kein O-SaftDas ist mal eine kreative Schreibung! Aber ist OʼSaft als Kurzform von Orangensaft zulässig? Vertraut sind Formen wie aufʼm oder dialektale wie gʼnug, daneben ist auch die Kennzeichnung des Genitivs bekannt (Moritzʼ Schnuller). Der Apostroph dient also der Markierung von Auslassungen von einzelnen oder mehreren Buchstaben und sichert so die Verständlichkeit. Auch umgangssprachliche Varianten wie Kuʼdamm (Kurfürstendamm) oder Dʼdorf (Düsseldorf) werden mit Apostroph geschrieben. Formal handelt es sich bei OʼSaft wie bei allen anderen um eine partielle Kürzung (hier von rangen im Wortinnern). Allerdings kollidiert die Schreibweise mit O-Saft, welches wie U-Boot oder S-Bahn ein partielles Kurzwort darstellt. Der Unterschied ist klein, dennoch eindeutig: Bei den per Apostroph angezeigten Auslassungen wird klein weitergeschrieben, also wirklich im Wortinnern oder an der Wortgrenze getilgt. Kurzwörter hingegen sind im Regelfall eigenständige Wörter, auch wenn sie nur partiell reduziert worden sind. Folglich entscheidet der Folgebuchstabe: Großbuchstabe bedeutet eigenständig, also Bindestrich (O-Saft), Kleinbuchstabe Apostroph (Oʼsaft). (20. Februar 2017; Foto: Torsten Siever)

KW 7/2017

»Geld-zurück-Garantie«, »Geld zurück Garantie« oder »»Geld zurück«-Garantie«?

FotobeweisWas ist eigentlich eine »Geld zurück Garantie«? Richtig: Eine Garantie, dass man das Geld zurückerhält, wenn man mit dem gekauften Produkt nicht zufrieden ist. Im Deutschen können – wie wir hier sehen – aus Wortgruppen Komposita gebildet werden. Dies wird insbesondere dann genutzt, wenn nur wenig Platz zur Verfügung steht und viele Informationen übermittelt werden müssen, wie zum Beispiel in Schlagzeilen, Titeln, in der Werbung oder auf kleinen Webseiten. Für die Schreibung sind dabei zwei Aspekte von Bedeutung, und zwar die sogenannte Durchkopplung und die Groß-/Kleinschreibung:
1) Damit der Leserschaft klar ist, dass es sich um ein Wort handelt, werden die einzelnen Bestandteile durchgekoppelt, also mit Bindestrich verbunden: Geld-zurück-Garantie. Alternativ können auch die Bestimmungswörter in Anführungszeichen gesetzt werden, dann wird lediglich ein Bindestrich vor dem Grundwort benötigt: »Geld zurück«-Garantie.
2) Der erste Bestandteil des Kompositums sowie alle Substantive werden großgeschrieben, alles andere klein: »das Latte-macchiato-Glas« oder »das Sowohl-als-auch«. (13. Februar 2017)

KW 6/2017

Frischesiegel oder Frische/frische Siegel?

Frische Siegel ist ungleich FrischesiegelManche Lebensmittel sind mit einem Siegel versehen, welches in unversehrtem Zustand den Verbrauchern anzeigt, dass das Produkt noch nicht geöffnet wurde. Es soll damit die »Frische« des Produktes bzw. eher dessen Unberührtheit sichergestellt werden. So wird das Siegel denn auch »Frischesiegel« genannt. Während auch die Schreibung mit Bindestrich möglich ist (»Frische-Siegel«), handelt es sich bei »Frische Siegel« um keine gültige Schreibweise. Ebenso unzulässig wäre »frische Siegel« im Sinne von einem ›Siegel, das frisch ist oder frisch aufgeklebt wurde‹ – hier wäre die Flexion fehlerhaft (frisches). (06. Februar 2017; Foto: Torsten Siever)

KW 5/2017

Menü

FotobeweisBrötchen, Wurst und Snickers, womöglich noch ein Energydrink dazu – was ist das? In der Definition mancher ein »Menü«. Das Wort, das eine Speisenfolge bezeichnet, wurde im 19. Jahrhundert aus dem Französischen entlehnt. In der Schweiz hält man bekanntlich – wohl aufgrund der Mehrsprachigkeit – jeweils länger an der Originalschreibweise fest, weshalb hier auch weiterhin die Schreibung »Menu« korrekt ist. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird mit »Menü« außerdem im Bereich der EDV die Programm- und Funktionsauswahl bezeichnet. Na dann: Mahlzeit. (30. Januar 2017)

KW 4/2017

Algorithmus

FotobeweisAlgorithmen spielen heutzutage eine enorm wichtige Rolle, sie bestimmen unser Leben wohl mehr, als manch einer zu erahnen vermag. Umso wichtiger ist es natürlich auch, das Wort »Algorithmus« richtig schreiben zu können. Einige werden natürlich an »Rhythmus« denken, doch die Etymologie der beiden Wörter ist unterschiedlich. Das griechische Wort »rhythmós« bedeutet so viel wie »geregelte Bewegung, Zeitmaß; Gleichmaß« und liegt dem orthographisch anspruchsvollen »Rhythmus« zugrunde, »Algorithmus« dahingegen entstand in Anlehnung an das griechische Wort »arithmós«, zu Deutsch »Zahl«. Mit Algorithmen kann man übrigens auch Kunst machen, um genau zu sein: Fraktalkunst. (23. Januar 2017)

KW 3/2017

Zuviel oder zu viel?

FotobeweisManchmal kriegt man beim Korrigieren einfach zu viel: Es gibt Leute, die schreiben tatsächlich »zuviel« in einem Wort, was nicht korrekt ist. Früher jedoch, d. h. vor der Rechtschreibreform 1996, war »zuviel« die richtige Schreibweise, und so hat man natürlich Verständnis für diesen Fehler. Heutzutage jedoch gilt: Unabhängig davon, wie betont oder flektiert wird, »zu viel« wird stets getrennt geschrieben: »Es war für den Mörder zu viel des Guten, der Ermordete wusste zu viel. Der Täter hinterließ am Tatort jedoch zu viele Spuren und wurde dummerweise damit überführt.« Ist Rechtschreibung nicht spannend wie ein Krimi? (16. Januar 2017)

KW 2/2017

codieren und decodieren

FotobeweisWer auf Nummer sicher gehen will, verschickt seine Nachrichten verschlüsselt. Eine Form der Verschlüsselung ist die Codierung von Texten, d. h. eine Nachricht wird mithilfe eines geheimen Codes verschlüsselt. Die Decodierung ist nur mit dem entsprechenden Code möglich. Daneben gibt es auch andere Codes wie ASCII (American Standard Code for Information Interchange), den Unicode oder den Morsecode, die keine Verschlüsselung zum Ziel haben, sondern Systeme verabredeter Zeichen darstellen. In der Fachsprache wird bei »codieren«, »decodieren« und »Code« stets die Schreibung mit »c« verwendet, die auch vom Duden präferiert wird. Daneben ist aber auch die Schreibung mit »k« zulässig: »kodieren«, »dekodieren« und »Kode«. Wie immer gilt auch hier: In einem Text sollte man sich für eine Schreibvariante entscheiden und diese dann konsequent verwenden. (09. Januar 2017)

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